Männer-Radikale-Therapie
Achim Faber, Wilhelm Breitenbürger
Grundsätzliches zur Männer-Radikalen-Therapie
aus: Holger Brandes / Hermann Bullinger (Hg.): Handbuch Männerarbeit. Weinheim 1996, S. 154-164.
Bei Männer-Radikaler-Therapie (M.R.T.) handelt es sich um ein strukturiertes Übungsprogramm für Selbsthilfegruppen von Männern. Ziel dieses Programms ist es, verinnerlichte männerspezifische Denk- und Verhaltensmuster (wie: stärker, besser, klüger zu sein), die die Persönlichkeitsentfaltung behindern, in Selbsthilfe und Selbstverantwortung zu erkennen und zu verändern sowie neue Wege insbesondere im Kontakt mit anderen Männern zu erproben.
Den Keim des Konzeptes bilden besondere Regeln, die einen geschützten Raum geben, in dem jeder Mann sich zeigen kann und seinen Ausdruck findet, ohne andere Männer zu dominieren. Diese Regeln sind z. B. klare Zeitabsprachen, Gesprächsregeln, Verbindlichkeiten. Durch schnell aufeinanderfolgende Unterteilungen in jeder Sitzung wird dabei auf eine große Wachheit und Lebendigkeit des Prozesses abgezielt. M.R.T. ist ein aus der Praxis und für die Praxis entwickeltes Konzept (learning by doing), zu dem nur wenige theoretische Abhandlungen bzw. schriftliche Grundlagen existieren (siehe Van Velden/Severijnen 1985, Brandenburg 1988, Justus 1994).
Die wesentlichen methodisch/didaktischen Bezugspunkte der Männer-Radikalen-Therapie lassen sich am ehesten mit Bezug auf das „R“ im Kürzel M.R.T. aufzeigen: Radikal im Sinne von M.R.T. bedeutet entsprechend des ursprünglichen Wortsinns „tief, bis auf die Wurzel gehend“. Dabei wird davon ausgegangen, daß in den ersten Momenten ihres Daseins alle Menschen liebevolle, kreative Wesen voller Lebensfreude und Vertrauen sind. Im Laufe ihrer Entwicklung wird vieles von diesem reichen Potential durch Gebote und Verbote, übernommene Glaubenssätze und Verhaltensmuster verschüttet. Diesen Verboten und Verhaltensmustern stellt sich M.R.T. radikal entgegen. Radikal bei M.R.T. ist auch, daß hier der eine der Therapeut des anderen ist und umgekehrt. Mit der traditionellen Rollenverteilung Therapeut/Klient, oben/unten, Macht/Ohnmacht wird so gebrochen…
Den Auszug „Grundsätzliches zur Männer-Radikalen-Therapie“ aus dem MRT-Konzept als PDF herunterladen.